Tag 7-9 - Smi und Smu unterwegs

Smi und Smu's Reiseideen
Zwei Brüder unterwegs mit ihren BMW Motorrädern
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Tag 7
Pfingstmontag, den 09.06.2014; am Ende des Tages werden wir 534 km zurückgelegt haben

Wieder gehts um 08.15h los.
Es ist kalt aber trocken.
Tanken und Frühstück in Inari. Anschließend geht es weiter in Richtung Karasjok. Wir ziehen als Wind- und Kälteschutz unsere Regenjacken drüber.
Hier oben ist niemand mehr. 80 km fast ohne Kurve über Kamelrücken; immer nur rauf und runter.
Wunderbare Strecke durch endlose Wälder. Die Bäume werden noch kleiner.
In Karasjok gibt Smu einen Hotdog aus. Beim Nachrechnen stellen wir fest, daß der "sauteuer" war.
Es wird nun wieder wärmer und der Himmel ist auf einmal wolkenlos.
Bei einem Tankstopp in Lakslev treffen wir eine super Entscheidung.
"Wir fahren weiter bis zum Nordkap und nehmen uns irgendwo vorher eine Hütte. Die zwei geplanten Übernachtungen in Russenes verwerfen wir."

Also weiter bei bestem Mopedwetter. In Räpvag, ca. 88 km vor dem Nordkap, nehmen wir uns eine Hütte für 550,- NK. Wir haben nun alle Zeit der Welt; es wird ja nicht dunkel.
Weiter geht es ohne Koffer und Gepäckrollen. Nochmal tanken in Honningväg (hier werden viele Kreuzfahrer ausgeschifft und per Bus zum Nordkap gebracht).
Über tolle Mopedstrecken und durch mehrere Tunnels, darunter auch dem Nordkaptunnel, gehts weiter zum Kap.
So langsam kribbelt es im Bauch. Das große Ziel unserer Tour ist fast erreicht.
Noch mal eben 245,- NK pro Moped als Eintritt bezahlt und es geht ab auf den Schotterparkplatz.
3404 km waren es bis hierher.

Ich, Smi, habe Gänsehaut. Ich gebe meinem Moped einen Kuss und habe sicherlich etwas feuchte Augen. Auch Smu kann man die Freunde übers Erreichen des Nordkaps ansehen.
Aus der mitgebrachten Konfettipistole geben wir zwei Salutschüsse ab.

Wau!  Wir haben uns einen Traum erfüllt!

Was für ein geiles Gefühl.
An der Nordkapkugel machen wir die üblichen Bilder und winken in die Webcam (16.15h).
Natürlich haben wir auch zuhause angerufen und berichtet.
Zudem starren wir beide laaaaaaaaaaaaaange aufs Nordpolarmeer. Boar ey!

Danach ins Nordkaphaus und zum Souveniershop.
Hier ist alles noch etwas teurer wie zuvor am Polarkreis in Finnland. Macht nichts, wir kaufen trotzdem ein.
Außerdem essen wir im Bistro eine Fischplatte mit Spezialitäten aus dem Polarmeer.
Muss man nicht haben, aber für umgerechnet gut 13,- Euro pro Person kann man sich das mal gönnen und zuhause erzählen dass man u .a. Königskrabben und Wal gegessen hat.
Achja: Das offenbar geräucherte Walfleisch geht gar nicht!!!

An der Nordkapkugel haben wir auch wieder die 4 GS-Fahrer aus NL getroffen, die wir in Finnland beim Weihnachtsmann gesehen hatten.

Noch völlig bewegt von dem Erlebnis "Nordkap" fahren wir stolz wie Oskar zu unserer Hütte.
Dort treffen wir auf vier Mopedfahrer aus Essen.
Die berichten von einer bisher grausigen Fahrt im Regen und Nebel. Die Vier sind völlig auf und wollen am nächsten Tag zum Kap weiterfahren. Wir verweisen auf das schöne Wetter und die nur noch 88 km bis zum Kap. Sie bleiben bei ihrer Entscheidung und fahren erst am nächsten Morgen weiter.
Hier nochmal ein "Danke Schön" an die Essener fürs Ausleihen des Topfes.
In der Gemeinschaftsküche gab es nämlich keine Töpfe oder Pfannen und wir wollten uns eine Suppe machen.

An unserer Hütte genießen wir die Aussicht und rauchen unsere Nordkapzigarren!!

Dann lassen wir diesen erlebnisreichen und unvergeßlichen Tag beim Bier ausklingen.


Wir waren am Nordkap !!

Tag 8
552 km bis Bardufoss, Abfahrt um 09.00h

Am Morgen ist es sehr bedeckt und kalt. Richtung Nordkap sieht es nicht gut aus. Die Vier aus Essen ziehen lange Gesichter. Gestern war tolles Nordkapwetter; hoffentlich sehen die das Kap und das Meer überhaupt.
Nach kurzen Smaltalk mit den Leuten gehts um 09.00h weiter.
Wir sind immer noch mächtig stolz auf unsere bisherige Fahrt und bestimmt zwei Zentimeter größer als gestern.
Gegen den kalten Wind ziehen wir unsere Regenjacken drüber.
Nach kurzer Fahrt tröpfelt es dann auch tatsächlich. Es wird schnell wieder besser, allerdings zieht sich die Strecke nach Olderfjord wie Kaugummi. Dort biegen wir dann Richtung Alta, also grobe Richtung Lofoten ab. Wir erreichen ein Plateau. Schnee, Schnee und noch mehr Schnee neben der Straße. Auf 245m Höhe liegt hier Schnee wie im Hochgebirge.
Es zieht Nebel auf, dichter Nebel, sehr dichter Nebel.
Die Sicht fällt unter 5m. Zeitweise kann man tatsächlich nur 2m weit sehen.
Visiere und Brillen sind beschlagen.
Smu hält an und packt die Brille weg. Er versucht an dem WoMo was ihn überholt hat dranzubleiben.
Zwecklos!
Nach einer halben Stunde Fahrt verzieht sich der Nebel und es geht bei guter Sicht weiter Richtung  Alta.
Irgendwo im Nichts tauchen auch einige Häuser und natürlich eine Tankstelle auf.
Der "Lächler", so nennen wir später den Tankwart, will Cash, da die Kartenlesegeräte an den Zapfsäulen ausgefallen sind.
Smu hält ihm Geldscheine hin, er fasst sie an und schaltet erst dann die Zapfsäule zum Tanken frei. Smi betankt beide Mopeds und der Lächler zieht Smu die Scheine aus den Fingern.
Kleiner Snack und weiter gehts.
Bei einem weiteren Tankstopp sehen wir einen Busfahrer mit einem Statoilbecher.
Also fragen wir nochmal in der Tankstelle nach und können uns endlich Becher kaufen. Ab jetzt gibt es Kaffee, Cappuccino, Kakao und mehr für umsonst. Den Kaufpreis und die dazugehörige Wertmarke für 2014 haben wir bis zum Ende der Tour mehr als "herausgetrunken".

Wir erreichen Alta.
Eine große Stadt mit vielen Fahrzeugen und Menschen auf den Straßen. Wir fühlen uns wie zuhause.
In einem Supermarkt kaufen wir für abends ein. Außerdem holen wir unser Frühstück nach und verputzen auf dem Parkplatz eine Packung Salami mit Hörnchen (normale Brötchen waren aus).
Wir fahren bei eigentlich schönem Wetter weiter. Dann setzt allerdings Regen ein und wir ziehen unser Regenzeug komplett an. Auf den schlechten Straßen mit vielen Spurrillen und Schlaglöchern bekommen wir kaum Kilometer auf den Tacho. Zudem gehts nun immer am Fjord entlang und es folgt Kurve an Kurve.
Wir wollen so weit wie möglich heute kommen und legen dann bei einem Kaffeestopp Nordkjosbotn als Ziel fest.
Da wir dort doch früher ankommen als geplant, fahren wir weiter Richtung Campingplatz Björnebo (hatte Smu fürs Roadbook ausgesucht).
Leider ist der Platz geschlossen!!!
Es geht weiter nach Bardufoss an der E6. Dort finden wir neben einer Statoiltankstelle einen alten Truckstop mit Hüttenpark. Wir mieten eine alte Hütte für 600,-NK. Die Hütte ist zwar riesig (zwei Schlafzimmer, Bad, Wohnzimmer mit Küche) aber alt. Alles ist speckig. Die Hütte ist ab sofort unsere Abrisshütte.
Die Pfanne für's Rührei mit Krabben kocht Smu vorher ordentlich aus und zaubert uns dann ein leckeres Abendbrot als Tagesabschluss.
Ein Tag mit vielen anspruchsvollen Kurven, Fjorde und zwischendurch Regen geht zu Ende; wir sind erschöpft.

Heute haben wir auch den Ledebil kennengelernt.
Der Ledebil ("Leitfahrzeug", "Lotsenwagen") ersetzt die bei uns üblichen Baustellenampeln, die den Verkehr an Engstellen bei Tagesbaustellen regeln.
In Norwegen steht anstatt der Ampel ein Mensch mit einer Fahne dort und hält den Verkehr an. Dann kommt irgendwann der Ledebil und hat hinter sich den Gegenverkehr. Er wendet und fährt dann zusammen mit den wartenden Fahrzeugen wieder zurück. Wir haben immer geschmunzelt wenn wir diesen Aufwand gesehen haben.

Achja! Wer unsere Tourplanung gelesen hat wird gemerkt haben, dass wir zwischenzeitlich einen ganzen Reisetag herausgefahren haben. Mal schauen was wir damit anfangen werden.

Tag 9
376 km bis Svolvaer/Lofoten, Abfahrt um 08.15h

Wir sind wieder früh zur Abfahrt bereit.
Diesmal geht es aber erst mal nur 50 Meter herüber zur Statoil-Tankstelle.
Dort frühstücken wir!
Da es kalt und bedeckt ist, ziehen wir zunächst unser Regenzeug an, anschließend geht es los in Richtung Lofoten.
Schon nach 30 Minuten bessert sich das Wetter deutlich und wir warten mal wieder auf den Ledebil. Danach halten wir an und ziehen das Gummizeug aus. Es ist schon ordentlich warm geworden.
Wir fahren weiter bei traumhaftem Wetter und sehen traumhafte Landschaften. Nach jeder Kurve könnte man anhalten und dutzende Bilder machen.
Zwischenduch lernen wir beim Warten auf einen Ledebil einen jungen Engländer mit seiner GS kennen.
Er ist "Aussteiger" und fährt seit ca. einem Jahr in der Welt herum. Nach mehreren Monaten im Süden Afrikas ist er nun in Nordeuropa unterwegs. Leider hatte ihn ein Defekt am Endantrieb seiner R1200GS in Finnland aufgehalten. Nach seinem Nordkapbesuch ist er nun auch auf dem Weg zu den Lofoten.
Ab Sommer 2014 will er dann wieder in die Berufswelt einsteigen.
Den netten Typen treffen wir auf der Ettape immer mal wieder beim Fotoshooting und dann nochmal beim Tanken in Svolvaer.
Bei einem Zwischenstopp an einer Tankstelle trinken wir unseren Kaffee uns genießen die Aussicht.
Auf den Holzbänken neben uns sitzen ältere Norweger und begrüßen uns freundlich. Wir werden gefragt wo wir herkommen.
"Bayern München" oder "Borussia Dortmund" sind die Vereine und Orte die man hier kennt.
"Wir kommen aus Oberhausen, in der Nähe von Dortmund", lautet unsere Antwort.
Sofort sagen die Norweger: "Aha, GHH!!"
Die "Gute Höffnungshütte"; Maschinen- und Brückenbau aus unserer Heimat sind hier offenbar bestens bekannt.
Wir sind überrascht und grinsen!

Unsere tolle Tagesetappe endet beim Bobilcamping Lyngvaer. Dort mieten wir eine Art Ferienwohnung (ohne eigene Küche). Wir wollen zwei Tage hier bleiben und zahlen 2x400,- NK. In dem Haus befinden sich zwei Gemeinschaftsbäder und eine große Gemeinschaftsküche. Da außer uns nur noch ein junges polnisches Paar dort wohnt, sind wir super zufrieden!!

Nach dem Bezug der Wohnung fahren wir nochmal zurück nach Svolvaer und kaufen in einem Supermarkt ein. Am Abend zaubert uns Smu "Hähnchenhamburger". Hmmh lecker!


So! Nun muss ich hier noch die moderne Version von "Pinocchio" erzählen:

Als wir am heutigen Morgen an der Statoil-Tankstelle unseren Kaffee trinken, fährt ein Vesparoller zum Tanken vor.
Den Typen aus Italien hatten wir gestern an der Tankstelle mit "dem Lächler" schon gesehen; also mehrere hundert Kilometer zurück, und ihm kurz ein "Hallo" zugerufen.
Danach sind wir sehr anspruchsvolle Mopedstrecken bei nicht immer gutem Wetter gefahren und erschöpft in Bardufoss angekommen
Nun fährt also dieser Typ hier am frühen Morgen mit seiner Vespa vor. Auf dem Gepächträger hat er ein kleines Topcase mit einem Regenüberzug. Er trägt eine Art Softshelljacke, eine Jeanshose, Slipper, einen Jethelm und irgendwelche Handschuhe. Er sieht aus wie Schmiegermuttersliebling und grüßt freundlich zu uns herüber.
Wir beiden schauen uns erst einmal sprachlos an. Dann gehen wir zu ihm herüber und Smu spricht ihn an.
Er kommt aus Turin und ist seit einiger Zeit mit der Vespa unterwegs. Er war natürlich auch in Deutschland; als schönste Stadt hat ihm dort Rothenburg ob der Tauber gefallen. Übers Baltikum ist er dann zum Nordkap gefahren und ist nun, wie wir auch, auf dem Weg zu den Lofoten.
Ja, er ist die gesamte Strecke mit seiner Vespa gefahren. So sagt er!
Auf seine Kleidung und auf das wenige Gepäck angesprochen, lächelt er uns nur an.
Nach dem Tanken tippt er an seinem Navi herum und verlässt die Tankstelle über die Ausfahrt nach rechts.
Wir staunen nur. Außerdem fällt uns auf, dass man zur einzigen Hauptstraße nach links hätte fahren müssen; so wie wir es einige Minuten später auch machen werden.
Wo fährt der nur hin?

Wie oben erwähnt lernen wir auf dieser Etappe einen Engländer kennen, den wir dann beim Tankstopp in Svolvaer wieder sehen. Wir sind alle von der Fahrt dorthin begeistert und setzen uns zum gemeinsamen Kaffeetrinken auf eine Holzbank.

Dann wird Smi plötzlich ganz still und blass.

Was war geschenen?

Smi schaute zuvor nach links übers Tankstellengelände zu den dortigen "Waschplätzen". Da war er wieder.
Der Italiener stand in einer Waschbox neben seiner Vespa und reinigte sie mit dem Hochdruckreiniger.
Wie kommt der dorthin?
Wie kann der mit seiner Vespa schneller sein als wir?
376 km bergauf und bergab; eine wirklich unglaubliche Mopedstrecke.
Wir haben zwar einige Pausen und Stops gemacht, aber der kann mit der Vespa nicht schneller unterwegs sein als wir. Außerdem war der doch in die falsche Richtung abgebogen.
Wir erzählen dem Engländer die Geschichte und kommen zum Schluss:
-> das ist Pinocchio
Der ist niemals mit dem Roller auf eigenen Rädern unterwegs. Vielleicht im oder am WoMo oder mit PKW und Anhänger.
Könnte er so schneller als wir gewesen sein?
Diese Frage wird uns den gesamten weiteren Reiseverlauf beschäftigen.
Leider hatte danach niemand mehr Pinocchio gesehen.

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